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WIE ICH LERNTE COVID-19 ZU LIEBEN

24. April 2020 / 35. Tag der beschränkten Ausgangssperre


An meinem freien Tag habe ich mal so richtig gut ausgeschlafen wie selten nicht mehr. Nach erfolgreicher Ganzkörpersanierung nahmen wir einige geplante Projekte in Angriff, die schon länger auf Durchführung warten mussten. Zuerst sollte das Hochbeet auf unserer Terrasse fertig befüllt und bepflanzt werden, also machten wir uns auf zum Gartencenter welche seit Montag ja wieder geöffnet haben.




Wir waren bei zwei großen Anbietern von Bau- und Gartenzubehör und verloren angesichts der Beschränkungen schnell die Lust. Es gibt getrennte Ein- und Ausgänge, welche von Security überwacht werden. Die maximale Anzahl an Kunden wird anhand der rationierten Einkaufswägen kontrolliert und Mundschutz ist ohnehin seit Montag in diesen Geschäften Pflicht.


Ein offensichtlich alkoholisierte Kunde vor mir raunzte eine andere Kundin in der Nachbarschlange mit den Worten an: „San des 1,5 Meter, Ha !?“

Ich hatte den rettenden Gedanken, da wir ja in unserer Straße einen Restpostenmarkt haben fuhren wir einfach dort kurz vorbei und siehe da, alles was wir benötigten war vorhanden. Qualitätserde zum kleinen Preis, was will man mehr? Die dazugehörigen Pflanzen gab es beim Discounter nebenan und warten mussten man in der Schlange vor der Kasse auch nicht länger als sonst. Das Hochbeet wurde danach mit der Erde befüllt und mit Blumen und Bodendeckern bepflanzt. Sieht jetzt alles sehr schön aus und verstärkt die frühlingshafte Stimmung unseres Gemüts. Wäre der Saharastaub nicht noch in den oberen Luftschichten, dann wären wir auch gleich draußen sitzen geblieben.


Als ich noch kurz in die Stadt fuhr um für meine Homepage noch Fotos zu machen, entdeckte ich das ein Stoffgeschäft am Stadtplatz geöffnet hat. Dort wurden Mund- und Nasenmasken aus Textil mit schönen Stoffmustern angeboten, die in Heimarbeit erstellt wurden. Ich bestellte gleich noch ein Paar Wunschexemplare für nächste Woche und kaufte noch zwei unifarbene Masken für mich und eine mit Marienkäfern für meine Frau, die sich darüber sichtlich freute. Sie ist über die Maskenpflicht nicht sehr erfreut und lehnt Einwegmasken völlig ab, deswegen waren die Versionen aus Textil hochwillkommen. Der stolze Preis trübte dabei keineswegs den Kauferfolg, da man ja den regionalen Markt unterstützen muss wo es geht. Außerdem hat Handarbeit bekanntlich ihren Preis.


Im Lebensmittelgeschäft kaufte ich dann noch für meinen Vater den wöchentliche Bedarf ein und musste schmunzeln. Ein offensichtlich alkoholisierte Kunde vor mir raunzte eine andere Kundin in der Nachbarschlange mit den Worten an: „San des 1,5 Meter, Ha !?“ um dann mit einem ärgerlichen Kopfschütteln seine 13 Halbe Bier auf das Warenband zu packen. Sehr schön, wenn sogar solche Individuen es geschnallt haben, dann hat die Konditionierungsphase der Bevölkerung voll durchgeschlagen. Man hört aber auch schon wieder Gegenteiliges aus den Ballungszentren. In München und anderen Großstädten werden die Bewohner wieder beweglicher und halten sich nicht mehr so streng an die Ausgangsregelungen wie noch vor ein paar Wochen.


Psychologen sprechen dabei von einer Trotzreaktion und einem kollektiv anarchistischem Zug, der nicht bei allen zum Vorschein kommt aber doch bei manchen in ihrem Verhalten an die Oberfläche kommt. Es ist spannend wie viel sich die Leute gefallen lassen. Die Corona Krise allein ermöglicht dieses riesige Freilandexperiment um zu beobachten was die derzeitigen Einschränkungen mit einer Gesellschaft macht. Die Infektionsrate geht weiter flach nach oben und bleibt bisher noch bei den erwarteten Fallzahlen, also alles im grünen Bereich. Wollen wir hoffen, dass es die kommenden Wochen so bleibt. In diesem Sinne.

GOD SAVE THE SOUTH! BLEIBT´S GSUND !
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